Offenbar bosnische Wahhabiten verwickelt Laut Augenzeugen prügelten Jugendliche und eine Wahhabiten-Gruppe aufeinander ein - Ein Mensch in Lebensgefahr
Sarajevo - Bei einer Massenschlägerei in der herzegowinischen Hauptstadt Mostar, in die offenbar Wahhabiten verwickelt waren, sind fünf Personen verletzt worden, eine davon lebensgefährlich. Laut Augenzeugen brach der Streit und die anschließende Schlägerei in der Nacht auf Freitag zwischen einer Gruppen von ultrareligiösen muslimischen Wahhabiten, die aus der naheliegenden Moschee kamen, und Jugendlichen vor einem Cafe im Stadtviertel Luka aus. Die Polizei bestätigte die Involvierung der strenggläubigen Sunniten zunächst nicht.
Der Wahhabismus ist eine vor allem in Saudi-Arabien starke puritanische Auslegung innerhalb des sunnitischen Islam, die u.a. die Unterteilung der Welt in "Ungläubige" und rechtgläubige Muslime predigt. Die Präsenz der Wahhabiten in Bosnien wird vor allem mit dem Krieg (1992-95) in Verbindung gebracht, als auch viele islamische Freischärler aus dem Ausland ins Land kamen, um in den Reihen der vorwiegend bosniakischen (muslimischen) Armee zu kämpfen.
Geteiltes Mostar
Mostar ist seit dem Bosnien-Krieg 1992-95 de facto geteilt: Im Osten leben Bosniaken, im Westen katholische Kroaten. Die Stadt war in der ersten Hälfte der 1990er Jahre Schauplatz schwerer Kampfhandlungen. Im kroatischen Stadtteil befand sich der Regierungssitz des illegalen Separatstaates "Herceg-Bosna", auf den die Kroaten im Dayton-Abkommen verzichten mussten. Von den rund 75.000 Einwohnern Mostars sind etwa zwei Drittel Bosniaken.
Die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Alte Brücke (Stari most) von Mostar, im 16. Jahrhundert im Auftrag von Sultan Süleyman II. ("Soliman der Prächtige") vom berühmten Baumeister Hayrudin über der Neretva erbaut, wurde 1993 von kroatischen Militärs zerstört und inzwischen wiederaufgebaut. Die Stadt, die vor dem Krieg den höchsten Anteil an ethnisch gemischten Ehen in ganz Jugoslawien aufwies, wurde als Symbol des Tito-Vielvölkerstaates von den Kriegsherren erbarmungslos beschossen. (APA)