Hotel Moskau schmückt seit einem Jahrhundert die Innenstadt Belgrads und ergreift mit seiner Schönheit wie ein Juwel. Das Hotel hat acht Staatsschöpfungen überlebt, pflegte der Schriftsteller Branislav Nusic zu scherzen, seit dem ersten Tag haben „serbische Herren hier Bermet getrunken und sich in Patriotismus getränkt“. Ein Buch über Hotel Moskau hat Marko Lopusina geschrieben, und mit ihm hat Ljiljana Sindjelic Nikolic gesprochen.
Hotel Moskau ist eines der bedeutenden Werke des Belgrader Architekten Jovan Ilkic, und wurde 1908 vom serbischen König Petar I Karadjordjevic eingeweiht. Unser Gesprächspartner hebt hervor, dass das Gebäude im reinen Imperial Stil gebaut sei, dass serbischer und schwedischer Granit verwendet worden sei, dass die Außenwände mit Ornamentik grüner Farbe geschmückt seien. Die Fassade haben Architekten aus Sankt Petersburg konstruiert, und die Modelle werden heute noch in der ungarischen Fabrik in Pecuj aufbewahrt, die sie hergestellt hat. Im Hotel Moskau hatten während Jahrhunderten bekannte heimische und ausländische Firmen, Zeitungsredaktionen ihre Sitze. Hier wurde der Serbische Olympische Klub 1910 gegründet. Das Hotel hat hunderte von Gästen aus der ganzen Welt empfangen.
Es teilte das Schicksal seines Volks, und hat mehrmals gelitten. Zuerst wurde es von der Armee Österreich-Ungarns bombardiert, als eine Bombe den hinteren Teil des Hotels beschädigte, in dem sich eine Apotheke befand. Nach dem 1. Weltkrieg war das Hotel Unterkunft russischer Flüchtlinge. Der Thronfolger Aleksandar Karadjordjevic hat hier persönlich die Großfürstin Olga, die Schwester des russischen Zaren Nikolaus II Romanow, empfangen. Hier verweilte auch Albert Einstein mit seiner Ehefrau Mileva Maric. Passanten hätten sie im Wirtshaus gesehen und gesagt: „Da sind der kleine, unordentliche Albert und seine Mileva.“ Einige Zeit hat auch Leo Trotzki hier verweilt. Er war damals Berichterstatter für die Moskauer Zeitung „Prawda“ und berichtete über die Balkankriege. Der zukünftige große Revolutionär hat im Restaurant des Hotels Moskau mit serbischen Sozialisten Preference gespielt. Hier hausten auch: John Reed, Rebecca West, Maxim Gorki. Der Autor des Buchs führt an, dass der glorreichste Empfang im Hotel für den General Franshe d’Epere 1921 organisiert wurde, der mit seiner Ehefrau im Hotel gehaust hatte. Man kann nicht alle angesehenen Gäste des Hotels erwähnen, aber sicherlich ist es erwähnenswert, dass ein Gemälde von Wieland Wagner, des Enkels von Richard Wagner, im Besitz des Hotels ist. Wieland reiste damals durch Jugoslawien und malte Landschaften, und da er kein Geld hatte um seine Hotelrechnung zu begleichen, zahlte er mit einem Gemälde, das er am Ufer der Save gemalt hatte. Das Bild schmückt den Wohnraum der Suite 117.
Den zweiten Luftangriff erfuhr das Hotel am 6. April, als die Alliierten Belgrad bombardiert hatten. Die Deutschen haben 1941 mit der Ankunft in Belgrad das Hotel beschlagnahmt und vor Kriegsende war hier der Deutsche Stab für die Verteidigung Belgrads. Nach dem Krieg ist das Hotel wiederum Zentrum der Ereignisse geworden. Hier verweilen Alberto Moravia, Yves Montan, Kirk Douglas, dann bekannte Vertreter der blockfreien Staaten, Sukarno, Nkrumah, Nehru, Nasser, dann der Nobelpreisträger Saul Bellow, Ray Charles. Zum Schluss, eine Anekdote über den serbischen Nobelpreisträger Ivo Andric, der im Hotel regelmäßig Kaffee getrunken hat. Als Andric den Nobelpreis verliehen bekam und berühmt wurde, wollte er Begegnungen und Gespräche mit neugierigen Menschen vermeiden, also fing er an, den Aperitif-Bar im Obergeschoss zu besuchen, wo er neben dem Kaffee auch Ratluk mit Walnüssen zu bestellen anfing, was Brauch in Serbien ist. „Es ist an der Zeit, dass auch ich etwas Süßes einnehme“, scherzte immer erhaben Ivo Andric.