EU-Studie Jugendliche bedröhnen sich gern mit Drogenmix 5. November 2009, 12:14 Uhr
Vielen jungen Europäern reicht es nicht, eine einzige Droge zu nehmen. Der Trend geht laut einem EU-Bericht zum Mehrfachkonsum. So würden Jugendliche etwa zur gleichen Zeit Alkohol trinken, Cannabis rauchen und Ecstasy oder Kokain einnehmen – was das Risiko langfristiger Gesundheitsprobleme erhöhe, wie die EU warnt.
Alkohol trinken und dabei rauchen - das reicht vielen Jugendlichen nicht aus image.alttext
Alkohol und Cannabis – und dazu eine Pille Ecstasy: Immer mehr junge Europäer nehmen nicht nur ein Rauschmittel, sondern gleich mehrere Arten von Drogen gleichzeitig. Das geht aus dem in Brüssel vorgelegten Jahresbericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle hervor.
Solch „polyvalenter Drogenkonsum“ sei besonders gefährlich, weil er die Reaktion des Körpers auf die Giftstoffe noch verstärke, warnte Behördenleiter Wolfgang Götz. Auch erhöhe sich das Risiko chronischer Gesundheitsprobleme.
Ganz legal und doch schädlich ist die häufigste Kombination: Zigaretten mit Alkohol. An zweiter Stelle folgt zahlenmäßig der Konsum eines Mixes von Cannabis und Alkohol, danach der „Giftcocktail“ Alkohol mit Cannabis sowie einer „harten Droge“ wie Ecstasy, LSD, Kokain oder Heroin.
Bedenklich sei zudem nach wie vor der europaweite Konsum der Drogen Kokain und Heroin, warnte Götz. Dieser habe sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert und er stehe weiter im Zentrum der europäischen Drogenproblematik. Etwa 5,5 Millionen Menschen aus den 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie der Türkei, Kroatien und Norwegen haben in den vergangenen zwölf Monaten diese beiden Drogen konsumiert.
In Deutschland nahmen rund 1,6 Prozent der 15- bis 34-Jährigen Kokain, der europäische Durchschnitt liegt bei rund 2,2 Prozent. Nach Angaben der EU-Behörde gibt es ein starkes Ost-West-Gefälle: Während Kokain in Osteuropa kaum verwendet wird, konzentriert sich dessen Gebrauch auf die westeuropäischen Länder Dänemark, Spanien, Italien und Großbritannien.
An erster Stelle des europaweiten Drogenkonsums stehe aber weiterhin Cannabis, mit dem sich jährlich etwa 22,5 Millionen Menschen berauschen. Erstmals habe jedoch die Popularität dieser Droge vor allem bei Jugendlichen leicht abgenommen. „Das ist eine gute Nachricht“, sagte Götz. Weniger ermutigend sei hingegen, dass etwa 2,5 Prozent der jungen Europäer täglich Cannabis konsumierten.
Eine positive Entwicklung sieht der EU-Behördenleiter darin, dass seit 2008 in allen EU-Ländern die Behandlung mit legalen Ersatzdrogen zugelassen ist. Seitdem sei die Nachfrage enorm gestiegen. 650.000 Drogenabhängige nutzten mittlerweile jährlich diese Substitutionsbehandlung. Das habe positive Auswirkungen: „Die Leute sind weg von der Kriminalität und den großen gesundheitlichen Risiken.“
Ein weiteres Ergebnis des Berichts: Die Zahl der Drogentoten insgesamt ist mit etwa 8000 im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil geblieben.
Die EU-Drogenbeobachtungsstelle mit Sitz im portugiesischen Lissabon gibt keine Empfehlungen ab, sie liefert lediglich datenbasierte Fakten. Die Prävention und Bekämpfung der Drogenprobleme liegt in den Händen der Länder.