Mehmed "Meša" Selimović (26 April 1910 - 11. Juli 1982) war ein serbischer Schriftsteller aus Bosnien und Herzegowina, welcher als einer der größten serbischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts angesehen wird. Seine bedeutendsten Arbeiten befassen sich mit Bosnien und Herzegowina und die Kultur der slawisch-muslimischen Bewohnern Bosniens während der Zeit der osmanischen Okkupation.
In seinen Memoiren Sjećanja schreibt er, dass er die Wurzeln seiner Familie bis zur serbisch-orthodoxen Drobnjaci-Sippe im östlichen Hercegovina zurückverfolgen konnte.
Selimović war Mitglied der SANU (Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste).
ZitatMeša Selimović gilt als der bedeutendste Vertreter der Literatur des ehemaligen Jugoslawiens. Eines der zentralen Themen seines Erfolgsromans "Der Derwisch und der Tod" ist die komplizierte Identität der bosnischen Muslime zwischen slawischer und osmanischer Kultur. [...]
Selimovićs bedeutendstes Buch ist sein 1966 erstmals im Original veröffentlichter Roman "Der Derwisch und der Tod", ein Roman, der bald für internationale Aufmerksamkeit sorgte und seinen Autor auf einen Schlag in den Kreis der Nobel-Preisanwärter rückte. "Der Derwisch und der Tod" ist ein vielschichtiger Text. Eines der zentralen Themen ist die komplizierte Identität der bosnischen Muslime zwischen slawischer und osmanischer Kultur, zwischen Europa und dem Islam.[...]
Wohl kaum jemand - ausgenommen Ivo Andrić - hat der Geschichte Bosniens soviel literarisches Leben eingehaucht und sie von innen heraus derart kritisch beleuchtet wie Meša Selimović, der 1982 als serbischer Autor in Belgrad starb. [...]
Leider nicht! Viele Bosniaken sehen ihn als "bosnischen" bzw. "bosniakischen" Schriftstller an. Der dt. Artikel über das Porträt zum 100. Geburtstag (von dem ich hier Auszüge zitiert habe) betrachtet die ganze Sache sogar aus der Sicht eines bosniakischen "Selimović-Kenners", der behauptet, Selimović wäre nur dewegen nach Belgrad gegangen und hätte seine Nationalität geändert (wie ironisch! Nur weil er Muslim ist wird er von den Bosniaken für ihre neugegründete Nation beansprucht. Da er sich aber zu seiner ursprünglichen Nation bekannte wird ihm seltsamerweise ein vermeintlicher "Nationalitätenwechsel" vorgeworfen ), weil er mit Sarajewo abrchnen wollte. Da ihm angeblich seinerzeit ein Platz als Proffessor nicht gegeben wurde in Sarajewo.
Ich zitiere den Abschnitt aus der dt. Zeitung:
ZitatDoch in den späten Lebensjahren bekannte er (Mesa Selimovic, Anm. Balkanac) sich unmissverständlich zur serbischen Nationalität und erklärte in einem Brief an die Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste ausdrücklich, sein Werk sei als Bestandteil der serbischen Literatur zu betrachten. Womöglich war dies eine Trotzreaktion, meint Enver Kazaz, Literaturhistoriker und Selimović-Kenner der Universität Sarajevo.
"Er hatte einen Konflikt mit den kommunistischen Machthabern gerade hier an der Philosophischen Fakultät in Sarajevo, wo er in den 1960er-Jahren trotz einer herausragenden Arbeit zur Sprachreform im 19. Jahrhundert nicht zum Professor berufen wurde. Die bosnisch-herzegowinische Partei hatte ihn in die Ecke gedrängt. Er beschreibt diese Situation ausgezeichnet in seinem späteren Roman "Die Festung", der vom Konflikt des Individuums mit einer furchtbaren Untertanengesellschaft handelt. Selimović ist dann praktisch nach Belgrad emigriert und hat seine Nationalität geändert. Diese Geschichte von der Änderung seiner Nationalität ist aber später zu sehr politisiert worden - und zum Teil auch verkitscht."
Interessant zu erwähnen wäre die Tatsache, dass eine muslimische Brigade in der Armee der Serbischen Republik (RS) während des Bürgerkrieges in BiH 1992 - 1995 nach Meša Selimović benannt war. Ihr Kommandant war Ismet Đuherić.