Im Jahre 1878 reklamierte Reichskanzler Bismarck im Kontext des stattfindenden Berliner Kongresses zur Balkan-Frage für sich den Ruf des »ehrlichen Maklers«, da er für Deutschland auf dem Balkan keine Interessen sehe, »welche auch nur die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers wert« seien. 36 Jahre später machte sich die Losung »Serbien muß sterbien« breit. Anlaß war die Tötung des k.u.k-Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo 1914 durch eine Gruppe junger Serben, die mit dem Attentat den kolonialistischen Anspruch von Österreich-Ungarn auf Teile des Siedlungsgebiets der Südslawen zurückwiesen. Machtpolitischer Hintergrund war, daß Serbien aufgrund der Intention, die südslawischen Siedlungsgebiete zu einem gemeinsamen souveränen Staat zusammenzuführen, zu einer ernsthaften Gefahr deutscher und österreichischer Imperialpolitik in Südosteuropa wurde. So begann der Erste Weltkrieg als Einhegungskrieg der Donaumonarchie und Deutschlands gegen das allzu selbständige Serbien.
Serbien ging als einer der Sieger aus dem Krieg hervor und vermochte es, einen südslawischen Staat zu konstituieren, das »Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen« (später Königreich Jugoslawien).
Auch im Zweiten Weltkrieg blieb sich Deutschland seiner imperialistischen Politik gegenüber dem Balkan treu: Jugoslawien wurde als Staat zerschlagen und teilweise besetzt. Dabei konnte Hitler auf die Unterstützung regionaler Nationalisten setzen. Insbesondere slowenische (Domobrancen), kroatische (»Ustascha«), bosnisch-muslimische (3. Waffen-Gebirgs-Division der SS »Handschar) Provinznationalisten sowie Albaner bewiesen große Kollaborationsfreude mit Nazi-Deutschland.
Tito-Partisanen befreiten nahezu selbständig ihr Land von den faschistischen Besatzern. Jugoslawien wurde ein sozialistisch-föderativer Staat und genoß als blockfreies Land weltweit hohes Ansehen. Deutschland hingegen mußte erneut eine Zwangspause als imperialistische Macht einlegen. Jugoslawien blieb allerdings im Blickfeld der Bonner Republik. Immer wieder wurde versucht, den »Kunststaat« Jugoslawien zu delegitimieren.
Die Veränderungen in Osteuropa in den Jahren 1989/91 berührten auch Jugoslawien. Hier gewannen die Provinznationalisten zunehmend die Oberhand– mit Unterstützung der wiedererwachenden Hegemonialmacht Deutschland. Bonn setzte sich an die Spitze der internationalen Sezessionsbefürworter. 1992 prägte Außenminister Klaus Kinkel (FDP) die Maxime: »Serbien muß in die Knie gezwungen werden.« Als BND-Chef hatte er hierzu jahrelang Vorarbeit geleistet.
Der Besuch von Kinkels Amtsnachfolger Guido Westerwelle in Belgrad im August 2010 verdeutlichte nicht weniger, wer Herr und wer Knecht ist. In kolonialer Selbstgefälligkeit erklärte der FDP-Politiker damals: »Die Unabhängigkeit des Kosovos ist Realität« – geschaffen von albanischen Gewaltseparatisten der UCK mit militärischer Unterstützung der NATO. Als es in diesem Sommer an den »Grenzposten« Brnjak und Jarinje zum Widerstand aufgebrachter Serben kam, warnte Westerwelle Serbien: »Hier geht es um den Frieden in Europa.« Und er ergänzte geradezu zynisch: Die Zeit gewaltsamer Auseinandersetzungen, die Zeit von Kriegen und Konflikten entlang ethnischer Linien in Europa müsse zu Ende sein. »Wir sind der Überzeugung, daß die Landkarte in dieser Region gezeichnet ist.«
Nachdem Deutschland die Landkarte des Balkans nach eigenen Vorstellungen und in Absprache mit den USA verändert hat, soll nun Ruhe herrschen, d.h. die Ergebnisse westlicher und regional-sezessionistischer Gewaltpolitik sollen akzeptiert werden. Wenn Serbien dies nicht akzeptiert, bleibt es der Brandstifter auf dem Balkan. Im Falle fortgesetzten Ungehorsams hat ein deutscher Diplomat schon mal angekündigt: Das Kosovo-Problem sollte schnellstmöglich im Sinne einer »überwachten Unabhängigkeit« gelöst werden, andernfalls könnten Probleme in der Vojvodina und im Sandschak »eröffnet« werden
Guter Artikel, ist nicht pro-serbisch sondern einfach nur eine Aufzählung der Tatsachen und die sind nicht rosig für uns leider aber es werden wieder bessere Zeiten anbrechen, spätestens dann, wenn wir in Serbien auch eine "serbische" Regierung haben und die Zusammenarbeit mit Russland vertieft wird.