Bomben, die die Nato auf Jugoslawien abgeworfen hat, töten Menschen selbst noch nach 13 Jahren. Zwei serbische Pioniere kamen bei der Explosion einer Bombe im Gebirge Kopaonik im Süden Serbiens ums Leben, teilte das Verteidigungsministerium der Republik am Mittwoch mit.
Die serbische Zeitung „Vecernje novosti“ führt die Worte von Kollegen des 37jährigen Nebojscha Milic, eines musterhaften Familienvaters und Vaters von zwei Kindern, an. Seine Kollegen betonen, dass er als Pionier einfach nicht seinesgleichen hatte – er riskierte in solchen Situationen, in denen andere Angst hätten. Der zweite Pionier, der ums Leben kam, Slavischa Marcovic, war ebenfalls Vater von zwei Kindern. Das Schicksal wollte es so, dass dieser erfahrene Militär zum letzten Mal zu Hause anrief, um seinem Sohn zu seinem 12. Geburtstag zu gratulieren. In einigen Tagen wird seine Tochter 8 Jahre alt. Die Pioniere wurden von einer Kassettenbombe getötet.
Die Nato-Truppen warfen bei Bombenangriffen auf Jugoslawien über 1 500 Kassettenbomben ab. Nach unterschiedlichen Einschätzungen wurden mindestens 10 Prozent der tödlichen „Füllung“ immer noch nicht entschärft. In Serbien (außer Kosovo) kamen wegen dieser Waffen, dabei zu den Friedenszeiten, rund 200 Menschen ums Leben. Fast genau so viel Menschen wurden verkrüppelt. Über 50 Prozent der Toten waren Männer und Kinder unter 19 Jahren. Sehr oft findet man Geschosse dort, wo Bürger der Agrar-Republik Serbien arbeiten – auf Feldern, in Wäldern und Weingärten. In potentiell explosionsgefährdeten Gebieten leben mindestens 100 000 Menschen.
Der Veteran der Kampfhandlungen auf dem Balkan Alexander Krawtschenko, der jetzt die gesamtrussische gesellschaftliche Bewegung „Kosovo-Front“ leitet, sagte:
„Es gab keine militärische Zweckmäßigkeit des Einsatzes dieses Typs von Munitionen. Sie haben, sagen wie so, eine „langfristige“ Wirkung und sind vor allem gegen die friedliche Bevölkerung gerichtet. Die Nato sprach über den humanitären Charakter ihrer Operation, die Schläge gerade gegen Militärobjekte und die Vernichtung der realen Kraft der Armee Jugoslawiens vorsah. Aber die Verwendung von Kassettenbomben und Geschossen mit abgereichertem Uran und die Dichte der Schläge gegen Zivilobjekte, wenn Wohnviertel vernichtet wurden – all das zieht die Erklärungen der Allianz über humanitäre Ziele in Zweifel.“
Man erinnert sich daran, dass geschickte Piloten der Nato-Truppen regelmäßig Kassettenbomben mit fatalen Fehlern abwarfen. So fiel eine Bombe in eine Kolonne von Kosovo-Flüchtlingen, die hauptsächlich aus Frauen, Kindern und betagten Menschen bestand.
Wenn man Informationen auf der Website Wikileaks glaubt, dann waren Diplomaten Ende der 2000er Jahre damit sehr zufrieden, wie das damalige auf den Westen orientierte Verteidigungsministerium an der Änderung des Bewusstseins der serbischen Offiziere arbeitete. Es handelt sich offenbar darum, dass die Verteidiger des Staates allmählich in Bezug auf die Nato das Minus durch das Plus ersetzen und spüren mussten, dass die Allianz ein Partner und Freund ist.
Am Mittwoch haben zwei feste serbische Familien, die ohne Ernährer blieben, das zweifellos gespürt.