Ein bayerischer Polizist ließ Rumänen für 1,20 Euro pro Stunde schinden - in einem illegalen Containerdorf. Der Skandal flog auf, als die Erntehelfer um Essen betteln mussten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Menschenhandel und Lohnwucher.
Im Skandal um die Ausbeutung rumänischer Erntehelfer im bayerischen Oberndorf ist ein Polizist aus Schwaben verhaftet worden. Er ist Besitzer einer Erdbeerplantage. Der Verdacht auf gewerbsmäßigen Menschenhandel zur Ausbeutung der Arbeitskraft habe sich erhärtet, sagte der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, Matthias Nickolai. Zudem bestehe bei dem 48-Jährigen Fluchtgefahr. Ihm würden auch Lohnwucher und Verstoß gegen das Schwarzarbeitergesetz vorgeworfen.
Donauwörth - Die schlechte Unterbringung von rumänischen Erdbeerpflückern hat im Landkreis Donau-Ries für Empörung gesorgt und die Behörden auf den Plan gerufen. Wie der Sprecher des Landratsamtes, Martin Reitinger, am Donnerstag erklärte, wohnten mehr als 100 Menschen in Containern in Oberndorf, die weder eine funktionierende Müllentsorgung noch genügend Toiletten geboten hätten. Auch hätten die Erntehelfer über ausstehende Löhne geklagt.
Die Erntehelfer seien über einen Mittelsmann für die Arbeit auf Erdbeerplantagen in der Region angeworben worden, sagte Reitinger. Die Gesundheitsbehörden hätten dem Betreiber der Plantagen bis kommenden Montag Zeit gegeben, die Missstände zu beseitigen. Andernfalls werde ein Zwangsgeld fällig.
Die Kreisrätin Marianne Ach von den Grünen sprach von «menschenunwürdigen Bedingungen». Die Arbeiter hätten ihr gegenüber gesagt, sie seien mit der Aussicht auf einen Vertrag und einen Stundenlohn von fünf Euro angelockt worden. Vor Ort habe man ihnen dann aber keinen Vertrag gegeben und ihnen lediglich 1,20 Euro pro Stunde geboten. . Deshalb hätten einige Erntehelfer aus Protest die Arbeit verweigert, daraufhin seien ihnen zwischen 30 und 70 Euro ausbezahlt worden. Etwa 50 Erntehelfer seien inzwischen wieder abgereist.
Die Politikerin berichtete weiter, es gebe nur in zwei Duschcontainern fließend Wasser und zu wenig Kochgelegenheiten. In den etwa neun Quadratmeter großen Containern seien bis zu vier Leute untergebracht gewesen. Ihren Angaben zufolge hatten Bürger Ach verständigt, weil die hungrigen Erntehelfer um Essen gebettelt hätten, da sie keinen Lohn bekommen hätten.
Wie Landratsamts-Sprecher Reitinger sagte, wurde gegen den Betreiber der Erdbeerplantagen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren^^ eingeleitet, da er die Containersiedlung ohne Genehmigung errichtet habe. Die Hinweise auf eine zu geringe Entlohnung der Erntehelfer habe man an das Hauptzollamt Augsburg weitergeleitet. Ach erklärte, am Donnerstagnachmittag habe eine Kontrolle wegen Verdachts auf illegale Beschäftigung in der Containersiedlung stattgefunden. Die Behörde war für eine Stellungnahme aber nicht erreichbar.