Von (pk) | 04.02.2009 | Netzcode: 1698138 | 919 Mal gelesen Regensburg Mit Ultraschall auf der Balkanroute Oberpfälzer Zollfahnder stellen in einem Monat 72 Kilo Heroin entlang der A 3 sicher
Regensburg. (pk) Die Jungs haben ein sensationelles Fingerspitzengefühl. Und sie sind mit modernster Medizintechnologie ausgerüstet. In einer Serie von sechs Aufgriffen innerhalb eines Vierteljahres, davon fünf allein im Januar, stellten die Fahnder des Hauptzollamtes Regensburg insgesamt 72 Kilo Heroin sicher. Schwarzmarktwert: 40 Millionen Euro.
"Das hätte für zwei Millionen Konsumeinheiten gereicht", sagt Wilfried Moebus. Der Chef des Regensburger Hauptzollamts, dessen Kontrolleinheiten bundesweit als versierteste gelten und deshalb durchaus ausgeliehen werden, spricht von rund einem Zentner "straßenfähigem Stoff", wenn das Heroin mit den gleichfalls beschlagnahmten 35 Kilo Streckmittel aufbereitet worden wäre.
Es ist ein Wettlauf, in dem sich die Schmuggler immer raffiniertere Verstecke, die Fahnder immer ausgeklügeltere Suchmethoden einfallen lassen. Da kommt neben den Drogenhunden regelmäßig medizinisches Besteck zum Einsatz: Stetoskope, Endoskope, Röntgenapparate, Ultraschall. Der Drogenwischtest, bei dem von einem kleinen Pölsterchen, das über potenzielle Spurenherde gestrichen wird, über eine Lösung Verfärbungen wahrgenommen werden, erinnert schon sehr an einen Schwangerschaftstest.
Haupttummelplatz der Drogenhändler und Hauptrevier der Zollfahnder ist die A 3, die so genannte "Balkanroute". Hier entdeckten die Fahnder am 29. Januar in einem Pkw, den sie in Höhe Barbing aus dem fließenden Verkehr fischten, in einem hinter dem Handschuhfach professionell angelegten Hohlraum sensationelle 32,4 Kilogramm Heroin - fast die Hälfte der genannten Aufgriffe. Schätzungsweise hätte der "Stoff" für eine Million Konsumeinheiten gereicht, sein Marktwert liegt bei 20 Millionen Euro.
Der 37-jährige Bulgare ist nur einer von fast 20 Personen, die im Zug der Aufgriffe festgenommen wurden. Schon am 7. Januar hatten die Zollbeamten in einer Autowerkstatt im Regensburger Südosten neun Kilo Heroin und fünf Kilo Streckmittel entdeckt. In Autoreifen und in einem Geheimfach über der Werkstatt-Toilette waren die Drogen versteckt. Die Werkstatt war offenbar ein Drehpunkt internationalen Drogenhandels. Der aus dem heutigen Serbien stammende Inhaber, ein 60-jähriger Deutscher, wurde zusammen mit anderen Tatverdächtigen inhaftiert.
30 Kilo Paracetamol-Coffein-Gemisch, ein dem Arzneimittelgesetz unterliegendes Streckmittel für Heroin, holten die Zöllner am 14. Januar aus dem Kofferraum eines in Ungarn zugelassenen Auto, einen Tag später beschlagnahmten sie in einem bulgarischen Wagen 10,5 Kilo Heroin aus den Seitenverkleidungen. Weitere 20 Kilo Heroin entdeckten sie in einem aus Tschechien kommenden Pkw in Höhe Regensburg im Karosserie-Unterbau, wo höchst professionell ein gut getarnter Hohlraum geschaffen worden war.
Regensburg Mit Ultraschall auf der Balkanroute Oberpfälzer Zollfahnder stellen in einem Monat 72 Kilo Heroin entlang der A 3 sicher Nicht nur Heroin, auch 32,4 Kilogramm Rohopium stellten die Oberpfälzer Fahnder sicher, und zwar im September vorigen Jahres in Hamburg und in Ulm, von wo die Further Experten - Spezialisten im Lkw-Bereich - angefordert worden waren.
Dennoch: Was die Zöllner und die Polizisten dingfest machen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Auf der Balkanroute bewegt sich täglich ein Strom von Drogen, und sie werden keineswegs nur in Fahrzeugen aus Mittelosteuropa, sondern auch in Leihwagen westlicher Herkunft und mit Leihfahrern bewegt. "Der Preis für Heroin ist nicht gestiegen. Das bedeutet, dass noch ausreichend Stoff auf dem Markt ist", kommentiert Zollamtsrat Rainer Brandner trocken. Die Kontrolleinheiten aus Furth im Wald, Waidhaus, Selb und Regensburg kann das keineswegs entmutigen. Auf ihren Spürsinn können sie sich verlassen.
Einer der Gründe, die mich immer wieder zu dem Punkt bringen, dass offene Grenzen nicht für alles gut sind. Für solche Sachen dürfte man nicht unter 20 Jahre Haft davon kommen. Wie viele Menschen daran jährlich sterben und wie viele Kinder durch solche Leute erst abhängig werden.