Ein etwas älterer Artikel sogar VOR der Finanzkriese
Polnische Jugend Wenn Auswandern zum Volkssport wird Von Jörg Thomann
18. Juli 2007 Zwei Tage nachdem sie ihr Studium abgeschlossen hatte, verließ Anna Paś ihre Heimat. Sie packte ihre Koffer und flog von Posen nach Dublin. Wie viele Polen suchte sie die Ferne, um etwas von der Welt zu sehen und binnen weniger Monate mehr Geld zu verdienen, als es daheim in einem Jahr möglich wäre. Als Diplom-Philosophin, das ahnte Anna, würde sie in Polen keine Arbeit finden, und als Kellnerin konnte sie auch anderswo arbeiten, zum Beispiel in Dublin.
Studierte Philosophen, die Kaffee servieren oder Taxi fahren, hat auch Deutschland zu bieten; dass aber einer von ihnen es schaffen könnte, seinem Leben eine Wendung zu geben, wie sie Anna Paś gelang, darf man getrost ausschließen. Zwei Jahre nach ihrer Abreise ist die heute sechsundzwanzig Jahre alte Frau eine erfolgreiche Unternehmerin, die in Dublin zwei Zeitschriften herausgibt, eine Website betreibt und soeben ihr erstes Buch veröffentlicht hat.
Irisches leben für Polen-Flüchtlinge
[img-mini]http://www.faz.net/m/%7BF0D63F7C-7B15-413A-8BBB-97725CBFDAA3%7DFile1_4.jpg[/img-mini] Anna Pas
„Ich kann es selbst nicht wirklich glauben, dass es wahr ist“, sagt Anna, die für ein paar Tage zurück in Polen ist, um in Warschau ihr Buch vorzustellen; doch kommt ihr das „meine Firma“ schon recht leicht über die Lippen. Anna kam zugute, dass sie nicht die Erste war. Anders als Deutschland haben Irland und Großbritannien ihren Arbeitsmarkt für die neuen EU-Mitglieder früh geöffnet, und so hat sich auch in Dublin eine große polnische Gemeinde angesiedelt. Es gibt polnische Geschäfte, polnische Gottesdienste und polnische Zeitungen. Für eine solche begann Anna zu schreiben, bevor sie mit zwei Gleichgesinnten beschloss, ein eigenes Blatt zu gründen, das sich „an Leute wie uns richtet“: Polen, für die der Umzug nach Irland kein Opfer, sondern „eine Lebenswahl“ war, die an der Kultur ihres Gastlandes interessiert und sprachlich in der Lage sind, sie zu verstehen.
So entstand im März 2006 das Lifestyle-Magazin „Polski Ekspress“. Ein paar Monate später folgte „Zycie w Irlandii“ (Leben in Irland) für jene, die noch nicht so weit sind: Wer sich in Irland neu zurechtfinden muss, bekommt hier praktische Tipps zu Steuern oder Gesundheitssystem. Beide Titel haben inzwischen eine Auflage von je 8000 Exemplaren; in Dublin, wo es insgesamt sieben polnische Zeitungen gibt, ist Annas Firma damit Marktführer. Ihr jüngstes Projekt setzt die Idee von „Zycie w Irlandii“ nun in Buchform fort: Das bei Langenscheidt/Berlitz erschienene „Praca w Irlandii“ (Arbeiten in Irland) ist ein Irland-Führer für Polen-Flüchtige, in dem es zum Beispiel darum geht, wie man ein Bankkonto eröffnet oder Bewerbungsunterlagen zusammenstellt.
In Polen wäre das unmöglich
Etwa zwei Millionen Polen arbeiten Schätzungen zufolge im Ausland, Saisonarbeiter inklusive. Die meisten von ihnen sind ehrgeizig, gut ausgebildet und jung; geboren in den achtziger Jahren, als es in Polen einen Babyboom gab, finden sie in ihrer Heimat keine oder nur schlecht bezahlte Jobs. So kam es, dass die Auswanderung zum Volkssport wurde. Zwölf Prozent aller Polen wollen sich einer Umfrage der Zeitung „Rzeczpospolita“ zufolge im kommenden Jahr eine Arbeit im Ausland suchen. Das Risiko, das die Reise in ein fremdes Land immer bedeutet, scheuen die Polen weniger als andere: „Durch unsere komplizierte Geschichte haben wir gelernt, die Nische im System zu finden, flexibel zu sein und Dinge aus dem Nichts zu schaffen“, sagt Anna, die Philosophin, die in Irland zur Geschäftsfrau wurde.
Zwischen 150.000 und 300.000 Polen sollen heute allein in Irland leben; die meisten haben sich gut in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integriert. „Irische Arbeitgeber sind begeistert von den Polen, weil sie ernsthafte Arbeiter und sehr vielseitig sind“, sagt Anna. „Ein einziger Mann kann Ziegel legen, das Dach streichen, kennt sich mit Elektrizität aus und ist Tischler; normalerweise würde man dafür vier Leute brauchen.“ Ihrerseits schwärmt die junge Polin von ihrem neuen Heimatland. „Irland ist sehr geschäftsfreundlich. Die Behörden erklären dir ganz genau, was du tun musst, um eine Firma zu gründen. In Polen wäre es unmöglich, das ohne Kontakte oder viel Geld zu schaffen.“ Neben Großbritannien und Irland hat die polnische Migrantenwelle schon neue Ziele entdeckt. Hoch im Kurs steht seit kurzem Norwegen, und mit den Worten „Sei der Erste“ ruft die Krakauer Zeitschrift „Praca za Granicą“ („Arbeit im Ausland“) ihre Leser zur Reise ins „neue Eldorado“ Holland auf.
Daheim fehlen 150.000 Facharbeiter
Im Westen Polens, in Breslau (Wrocław), sitzt derweil Rafał Dutkiewicz in seinem Bürgermeisterbüro, das ihm einen Panoramablick über den mittelalterlichen Marktplatz bietet. Die Perspektive scheint glänzend: Die barocken Häuser strahlen in frischem Glanz, auf den Stühlen unter den Sonnenschirmen der Gaststätten ist kaum ein Platz leer, und durch die offenen Fenster dringt die fröhliche Musik eines Kinderfestes in Dutkiewiczs Büro - wie um zu bezeugen, dass diese Stadt etwas für ihren Nachwuchs tut.
Der parteilose Dutkiewicz gilt als Hoffnungsträger unter Polens Politikern; manche Medien glauben, dass er bei den nächsten Wahlen als Präsidentschaftskandidat für die liberale Bürgerplattform ins Rennen gehen wird. Das nah an Deutschland und Tschechien gelegene Breslau ist attraktiv für Investoren, kämpft aber mit demselben Dilemma wie fast alle anderen polnischen Gemeinden auch: einem dramatischen Mangel an Facharbeitern. Mindestens 150.000 solcher Stellen sind im ganzen Land unbesetzt. Am schlimmsten ist es um die Baubranche bestellt. An dem Projekt eines Wasserparks in Breslau sind zehn Firmen beteiligt, von denen neun ihren Sitz im Ausland haben. Aus Polen stammt einzig der Wachschutz.
Die Heimat liebt euch
Breslau hat große Pläne, die sich unter diesen Umständen kaum umsetzen lassen: Die Stadt ist als ein Spielort der Fußball-EM 2012 vorgesehen und will im selben Jahr die Weltausstellung Expo ausrichten. Dutkiewiczs Hoffnung liegt auf jenen, die seine Stadt verlassen haben: Er will die Auswanderer zurückholen und hat dafür die Kampagne „Wroc-Loves you“ gestartet. Mit Anzeigen und Interviews in britischen Zeitungen bemüht er sich, den abtrünnigen Breslauern zu zeigen, dass es daheim vorangeht.
Noch ist die Welle der Auswanderer stärker als die der Rückkehrer - was sich wohl dann erst ändern wird, wenn die polnischen Gehälter annähernd westliches Niveau erreichen. Doch davon ist Polens Wirtschaft, dem rasanten Wachstum zum Trotze, weit entfernt. So ist es wenig verwunderlich, dass laut einer am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage die Hälfte der polnischen Arbeitsmigranten in Irland und Großbritannien entweder gar nicht oder frühestens nach fünf bis zehn Jahren nach Polen zurückkehren will. „Es ist wichtiger, mit ihnen in Kontakt zu bleiben, als sie sofort zurückzuholen“, macht sich Dutkiewicz Mut. Auf die Frage, was er seinen Landsleuten im Ausland zu bieten hat, entgegnet er: „Die Zukunft.“
Die geblieben sind, studieren einfach noch einmal
Viele junge Polen wollen so lange nicht warten. Im Ausland zu leben, davon ist Anna Paś überzeugt, „macht dich stärker“ - auch wenn es oft schwierig sei. „Die Trennung ist sehr hart für die Familien, selbst wenn der Flug sehr billig ist und nur zwei Stunden dauert.“ Auch seien die Iren zwar nett, doch blieben Freundschaften meist oberflächlich: „Du fühlst dich immer wie ein Fremder.“ Was nicht heißt, dass sich Anna beim Besuch in ihrer Heimat besser fühlt: „Die Menschen in Polen zeigen weniger Lebensfreude und sind gestresster als die Iren. Dass die Wirtschaft nicht so stabil ist, dass du jederzeit deinen Job verlieren kannst oder die Regierung sich eine neue dumme Steuer ausdenken kann, verunsichert die Bevölkerung.“ Über die Auswanderer aber könne sich indirekt auch die polnische Gesellschaft modernisieren, glaubt Anna und nennt als Beispiel ihre eigene Familie: Ihre Mutter sei erstmals in ihrem Leben in ein Flugzeug gestiegen, um sie zu besuchen, und habe gelernt, übers Internet zu telefonieren; ihr Vater stelle mühelos Digitalfotos ins Netz.
Ob sie einmal zurückkehren wird? „Ich weiß, dass ich nicht für immer in Irland bleiben werde“, sagt Anna. Ob es sie dann nach Polen oder woandershin zieht, weiß sie selbst noch nicht. Von den Freunden, mit denen Anna ihren Uni-Abschluss machte, haben nur wenige in Polen einen Job gefunden. Die meisten von ihnen haben noch einmal ein Studium begonnen.
Text: F.A.Z., 18.07.2007, Nr. 164 / Seite 38 Bildmaterial: AP, Langenscheidt
Das ist ein sehr positiver Bericht der FAZ über die polnischen Auswanderer naja nur sehr sehr viel Schönrederei ... die Polen hauen aus Polen ab, weil dort keine Zukunft ist die Polen (Fachleute, Akademiker) wollen erst garnicht nach Polen zurük um für ein Bruchteil in Polen zu arbeiten die andere große Masse der Polen (Ungelernte Arbeiter) arbeiten für ca 3 € als Saisonarbeiter auf Westeuropäischen Ackerfeldern, Baustellen und sonstigen Schwarzarbietertätigkeiten
tja man kann wie in diesem FAZ-Artikel alles schön reden wenn man hinter die Zeilen liest - was es für das Land Polen bedeutet, kann man nur Weinen
1 Facharbeiter/Ingenieur kann je nach Tätigkeitsfeld bis zu 16 weitere Arbeitsplätze für Polen schaffen bei Hunderttausenden Facharbeiter-Polen die in den EU-Westen abgeworben sind, kämen ansonsten locker paar Millionen Arbeitsplätze mehr in Polen
PS: genau das wird Serbien auch bevorstehen wenn es Teil der EU wird Hunderttausende der serbischen Facharbeite werden im reicheren Westen Arbeit suchen um das 10fache zu verdienen und somit werden bis zu 16 mal mehr Serben in Serbien ihre Arbeit verlieren - nur weil keine Fachleute da sind
übrigens ist Polen das einzige Land in Europa dass noch Kathedralen baut die westlichen europäischen Länder verscherbeln jetzt eher ihre christlichen Bauten zu Wohngebäuden oder sogar Discos
[textbox]Bradic und Zdrojewski unterzeichnen Abkommen über Kooperation 05.11.10
[img-imtext]http://glassrbije.org/A/images/stories/sopenspomenik.jpg[/img-imtext] Die Kultusminister Serbiens und Polens Nebojsa Bradic und Bogdan Zdrojewsky haben in Belgrad einen Vertrag über Kooperation unterzeichnet. Minister BRadic hob hervor, dass es viele Möglichkeiten für Kooperation gibt und äußerte die Hoffnung, dass sie intensiviert wird. Er präzisierte, man habe über Kooperation in der Kulturschöpfung und in der Kreativindustrie gesprochen, wie auch auf den Feldern des Übersetzens, der Kinematographie, des Kulturerbes, des Austausches junger Künstler und der Institutionen selbst. Zdrojewsky bewertete, das Abkommen werde der Kooperation einen institutionellen Charakter geben. Die beiden Minister haben später in Anwesenheit des polnischen Botschafters Andzej Jasionowsky im Belgrader Park Manjez eine Büste des berühmten polnischen Komponisten Frederic Chopin enthüllt, anlässlich seines 200. Geburtstags.
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