Serbien & Co. » Serbien´s Wirtschaft

26.08.2010 11:29

Serbien punktet im Wettbewerb um Investoren

Internationale Wettbewerber entdecken Serbien neu, darunter klangvolle Namen wie Benetton, Armani, Panasonic oder Samsung. Der Balkanstaat lockt mit niedrigen Steuern und Löhnen sowie Subventionen. Auch immer mehr deutsche Unternehmen zieht es nach Serbien.

BERLIN. Gut elf Jahre nach dem Krieg um den Kosovo etabliert sich das einst geächtete Serbien wieder als Standort für ausländische Unternehmen – nicht zuletzt aus Deutschland. So haben Automobilzulieferer, Siemens, Fresenius Medical Care, RWE oder die Deutsche Telekom das Balkanland als Investitionsziel entdeckt oder sich bereits dort angesiedelt. „Das deutsche Interesse an Serbien wächst deutlich“, sagte Belgrads Wirtschaftsminister Mladjan Dinkic dem Handelsblatt am Rande des deutsch-serbischen Kooperationsrates, der gerade erstmals seit 2006 in Berlin tagte. Auch internationale Wettbewerber entdecken Serbien neu, darunter klangvolle Namen wie Benetton, Armani, Panasonic oder Samsung.

Im Moment verhandele er mit zehn deutschen Firmen über die Ansiedelung oder den Ausbau ihrer Aktivitäten in Serbien, sagte Dinkic. Europäische Firmen verlagerten zunehmend Töchter aus den jungen EU-Staaten in seine Heimat. Beispiele dafür sind der Kabelbaumproduzent Dräxlmaier, der ein Werk aus Rumänien nach Nord-Serbien verlagerte, oder der Autokabelhersteller Leoni, der in Serbien ein Tochterwerk für den slowakischen Standort errichtete.

„Wettbewerbsfähig wie China“
Auch große deutsche Unternehmen blicken auf den Balkan: So kooperiert das Land mit der Deutschen Bahn bei der Modernisierung des Transportkorridors von Istanbul nach Köln über den Balkan. RWE prüft den Bau eines Wasserkraftwerks am Donau-Nebenfluss Velika Morava. Metro baut den sechsten Cash-und-Carry-Markt. Und die staatliche serbische Fluglinie JAT will mit Regierungshilfe nun bei Airbus einkaufen. Das deutsch-schweizerische Verlags-Joint-Venture von Springer und Ringier will in Serbien expandieren. Zudem gilt die Deutsche Telekom als möglicher Käufer bei der in Kürze anstehenden Privatisierung der Telekom Srbija.

Vizepremier Dinkic hält sein Land für „inzwischen so wettbewerbsfähig wie China“ und „attraktiver als EU-Länder wie Bulgarien“. Eine Körperschaftsteuer von zehn Prozent, niedrige Löhne, qualifizierte Arbeitskräfte und staatliche Subventionen bei der Ansiedlung lockten. Serbiens Standortvorteil sei zudem, dass es neben Freihandelsabkommen mit Europa und den Balkanstaaten auch entsprechende Verträge mit Russland, der Türkei und Kasachstan habe. Das locke exportorientierte Firmen auf den Balkan. Im ersten Halbjahr seien die serbischen Ausfuhren um 19,4 Prozent gestiegen.

Für Ernst Bode, Regionalchef des Industriegaseherstellers Messer und Vorsitzender der Deutschen Wirtschaftsvereinigung in Belgrad (DWB), ist Serbien „der beste Markt in der ganzen Region inklusive der Türkei“. 41 Prozent der von der DWB befragten deutschen Firmen erwarten dieses Jahr eine Verbesserung ihrer Geschäfte, nachdem bereits die Hälfte der dort ansässigen rund 250 deutschen Firmen ihre Umsätze im Krisenjahr 2009 steigern konnten.

Dies widerspricht der harschen Kritik vom Chef der WAZ-Gruppe, Bodo Hombach. Der frühere SPD-Minister und EU-Balkanbeauftragte hatte kürzlich zum Rückzug der WAZ aus Serbien geblasen: „Die engen Verflechtungen zwischen Oligarchen und der politischen Macht vergiften den Markt.“ Dinkic räumt ein: „Die Bürokratie ist größer, als ich es mir selbst wünsche. Aber es ist schon deutlich besser geworden.“ Sein Land kämpfe „hart gegen die Mafia“.

Lobende Worte vom Retter IWF
Lob bekommt Serbien inzwischen vom Internationalen Währungsfonds (IWF), der gerade in Belgrad über die Auszahlung einer weiteren Tranche aus dem 2,9 Milliarden Dollar großen Rettungspaket verhandelt. IWF-Missionschef Albert Jäger nannte Belgrads Haushaltspolitik vernünftig. Serbien rechnet für dieses Jahr mit einem Budgetloch von 4,75 Prozent des Bruttoinlandsprodukt und mit 1,5 bis zwei Prozent Wirtschaftswachstum – während andere Länder der Region noch in der Rezession stecken. Dinkic erhofft sich einen Wachstumsschub, „wenn Serbien hoffentlich bereits nächstes Jahr den Kandidaten-Status für den EU-Beitritt erhält“.

Das hört sich doch Positiv an und das braucht das Land auch dringend.
Quelle:http://www.handelsblatt.com/poli...estoren;2642692

Streetview in Ub ^^
[youtube-mini]VXFNFTpemQE[/youtube-mini] [youtube-mini]mi1LyUQRPOw[/youtube-mini]