[textbox]Schwellenländer gegen Dominanz des US-Dollar
Die fünf führenden Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Russland und Südafrika wollen künftig eine größere Rolle in der Weltpolitik spielen. Bei einem Gipfeltreffen auf der südchinesischen Insel Hainan vereinbarten die Präsidenten und Regierungschefs ihre politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen. Kritisch beurteilten die fünf Staaten die Dominanz des US-Dollar im Weltwährungssystem. Notwendig sei ein breiter aufgestelltes und damit stabileres System von Reservewährungen. - Die sogenannten Brics-Staaten stellen gut 40 Prozent der Weltbevölkerung und haben einen Anteil von 18 Prozent am Welthandel.
Sanya (RPO). Die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben sich bei einem Treffen für eine Reform des Weltfinanzsystems und entschiedenere Maßnahmen im Kampf gegen Finanzkrisen ausgesprochen.
Die fünf Länder, die nach den Initialen ihrer Ländernamen als BRICS-Staaten bezeichnet werden, forderten auch ein größeres Mitspracherecht bei der Regelung des Weltfinanzsystems. Sie ließen dabei erkennen, dass die BRICS-Staaten der Ansicht sind, dass das gegenwärtige System nicht länger ihren Interessen gerecht wird. Die letzte Finanzkrise habe die Defizite des gegenwärtigen Finanz- und Währungssystems gezeigt, hieß es.
Die Strukturen der Organisationen dieses Systems sollten die Veränderungen in der Weltwirtschaft widerspiegeln, forderten die BRICS-Staaten. Entwicklungs- und Schwellenländer sollten stärker in ihnen vertreten sein. Die Reform des Finanzsystems sollte in Koordination mit den G-20 erfolgen, der Gruppe der 20 führenden Wirtschaftsnationen.
Die Staaten riefen auch dazu auf, die stärkere Nutzung der Sonderziehungsrechte (SDR) zu prüfen, die auch schon als Alternative zum Dollar als internationaler Leitwährung vorgeschlagen wurden. Auf die Frage, ob auch der chinesische Yuan in den Korb der Währungen aufgenommen werden sollte, die die Grundlage der SDR bilden, gingen die BRICS-Staaten aber nicht ein. Derzeit bestimmen Dollar, Euro, Yen und Pfund den Wechselkurs der SDR. Diese Sonderziehungsrechte sind eine Art Reservewährung und Liquiditätshilfe, die von den Mitgliedsländern genutzt werden kann.
Die BRICS-Staaten sind noch eine relativ junge Gruppe, die aber in Zukunft große Bedeutung haben könnte. Denn mit Südafrika stehen die BRICS-Staaten für 40 Prozent der Weltbevölkerung, 18 Prozent des Welthandels und rund 45 Prozent des gegenwärtigen Wachstums. Das Treffen in der Stadt Sanya war erst das dritte der Gruppe.
Der neue Direktor des Internationalen Währungsfonds sollte nach Ansicht der fünf wichtigsten Schwellenländer nicht automatisch aus Europa kommen. Eine entsprechende ungeschriebene Regel sollte abgeschafft werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von fünf IWF-Direktoren aus China, Brasilien, Indien, Südafrika und Russland. Nicht die Nationalität, sondern die Fähigkeiten sollten den Ausschlag geben.